„Mehr Chancen als Risiken“.
Noch Mitte Februar 2025 verzeichneten sowohl der US-amerikanische als auch der europäische Aktienmarkt neue Höchststände. Doch seit der unberechenbaren US-Zollpolitik, Gegenzöllen und neuen Sorgen vor einem wirtschaftlichen Abschwung, hat sich die positive Anlegerstimmung eingetrübt. Wie kann es weitergehen? Lesen Sie hier, warum wir das Anlagejahr noch nicht abschreiben und für den weiteren Verlauf zuversichtlich bleiben.
Wie haben Sie die letzten Wochen erlebt? Haben Sie Ähnliches schon mal erlebt, Constanze Hintze?
Wenn ich auf die letzten Jahrzehnte zurückblicke, dann ähneln sich die Börsenverläufe. Es sind überwiegend externe Faktoren, die auf den Markt prallen. Sie führen zu teils heftigen, häufig aber auch sehr kurzfristigen, Kursrückgängen. Zu diesen Auslösern zählen geopolitische Verwerfungen, wie Kriege, Ölpreisschocks oder Pandemien. Der aktuelle Handelskonflikt, wie sie jetzt der US-amerikanische Präsident ausgelöst hat, reiht sich hierzu ein. Wenn diese Auslöser dann auf ein hohes Erwartungsniveau treffen, führt es zu einer Neubewertung der Indikatoren und einer Neu-Positionierung des Risiko-Budgets von Investoren.
Und das ist an der Börse abzulesen?
Ja! In solchen Phasen nehmen die Kursausschläge zu, in beide Richtungen. Diese Kursauschläge werden als Volatilität bezeichnet. Kursrückgänge von 2-3 % pro Tag sind auch im historischen Kontext keine Ausnahme. Selten sind solche Phasen von Dauer und nach kurzer Zeit normalisieren sich Umsatztätigkeit und Börsenausschläge. Die Hektik nimmt also im Zeitverlauf ab.
Ist dieses Mal alles anders?
Das könnte man meinen – jede Krise hat ihre eigenen Ursachen. Dennoch gibt es einige Gesetzmäßigkeiten und Muster, die sich wiederholen. Dazu zählt, dass Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, denn niemand verlangt nach einer Krise als Dauerzustand. In der Euro-Krise 2012 waren es beispielsweise das Anleihekaufprogramm der EZB sowie die Aussage Mario Draghis, den Euro zu stützen. „Whatever it takes“ – wer erinnert sich nicht?! Das schuf Vertrauen und nahm den Verkaufsdruck aus dem Markt.
Welche Maßnahmen aktuell helfen werden, ist noch offen. Die derzeit unberechenbare Politik der US-Administration macht es den Handelspartnern und globalen Konzernen nicht leicht. Dennoch sehen wir, dass neue Freihandelsabkommen verhandelt werden und die Unternehmen neue Vertriebs- und Produktionswege entwickeln. Zur DNA eines Unternehmers zählt, neue Märkte zu erschließen, die Wettbewerbsposition auszubauen und Gewinne zu machen. Davon profitieren Aktienanlegerinnen und -anleger.
Wie sind Ihre Strategiedepots aufgestellt? Gab es Änderungen?
Bereits im Herbst letzten Jahres wurde der Anteil europäischer Aktien sukzessive über ETFs und in den aktiven Fonds ausgebaut. Das Wichtigste aber ist: unsere Strategiedepots sind breit gestreut („diversifiziert“) und werden aktiv gemanagt. Dabei werden sowohl ETFs (Indexfonds) als auch aktive Fondsmanager eingebunden. Für uns ist das das Beste aus beiden Welten.
Also mehr Europa und weniger USA?
Nach wie vor beides! Der Aktienmarkt Europa wird aktuell mit einem Bewertungsabschlag von rund 30 % gegenüber den US-Titeln gehandelt. Wir sehen vor allem bei den großen europäischen Unternehmen, die global aufgestellt sind, Wachstumspotential. Ich sage aber auch: es gibt keinen Grund, den US-Aktienmarkt abzuschreiben. Von den USA gingen in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Trends hervor, kaum ein Wirtschaftsraum ist so innovativ und dynamisch wie die USA. Das Comeback der New York Stock Exchange könnte schneller kommen, als vermutet. Dafür sind wir bestens gerüstet.
Was raten Sie Ihren Anlegerinnen und Anlegern?
Am besten ist es, vorschnelle Schlüsse und übereilte Verkäufe zu vermeiden. Wer eine breit diversifizierte und solide Vermögensstruktur hat, kann tatsächlich die Zeit für sich zunutze machen. Anlegerinnen und Anleger sollten sich aber darauf einstellen, dass die kommenden Wochen noch etwas unruhig bleiben. Das Vertrauen in die US-Politik muss zurückkehren. Besonders zuversichtlich stimmt mich, dass die Notenbanken, allen voran die EZB, mit ihrer Geldpolitik die Wirtschaft und die Finanzmärkte unterstützen können. Auch könnte sich das deutsche Konjunkturprogramm als Booster für die Unternehmen entwickeln.
Wir fühlen uns mit der aktuellen Depotpositionierung für die kommenden Monate gut gerüstet. Für eine Jahresbilanz ist es noch zu früh.
Quelle: Auszug aus unserem Webinar am 10.04.2025
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