Markt-Update September 2022 – ist die Bodenbildung schon erreicht?

Der Krieg in der Ukraine, die Verschärfung der Energiekrise und die Bekämpfung der rasant ansteigenden Inflation durch die Zentralbanken lassen die internationalen Kapitalmärkte weiterhin nicht aus dem Stimmungstief kommen. Doch inzwischen zeigen einige fundamentale und charttechnische Indikatoren, dass sich das Börsenumfeld aus dem Tal bewegen könnte. Wir haben für Sie die fünf wichtigsten Indikatoren zusammengefasst:

 

1. Das Bewertungsniveau ist aktuell günstig

Zahlreiche Aktien notieren mittlerweile zu einem Preis, auf dem sie aus wirtschaftlicher und fundamentaler Sicht nicht mehr fair bewertet sind. Aktuell liegt ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), also das Verhältnis von Börsenwert zum Gewinn eines Unternehmens, unter den historischen Durchschnittswerten. Märkte, die als unterbewertet gelten, sind für Investoren besonders interessant.
2. Die historisch hohe Cashquote
Nicht nur bei Privatanlegerinnen und -anlegern, sondern auch bei institutionellen Investoren, wie z.B. Versicherungen, Hedgefonds und oder Fondsgesellschaften, ist die Cashquote in den Portfolios hoch. Dies bedeutet, dass Depots aktuell nur noch wenig Aktien aufweisen. Damit nimmt der Verkaufsdruck auf die Börsen zunehmend ab.
3. Aktienmärkte drehen typischerweise in Rezessionen
Nach der Corona-Pandemie 2020 wird in diesem Jahr die Wirtschaft erneut von einer Rezession getroffen. Für Deutschland rechnen die Ökonomen im dritten Quartal mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 % (Quelle: Herbstgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute). Ab Frühjahr 2023 sollte es aber wieder bergauf gehen.

Historisch betrachtet sind die Börsen ihrem Ruf als Seismograph für die künftige wirtschaftliche Entwicklung gerecht geworden. Am Stimmungstief und inmitten des konjunkturellen Tals der Rezession hat der Aktienmarkt gedreht. Wann dieser Zeitpunkt gegeben ist, kann aber leider niemand seriös prognostizieren.

 

Entwicklung des S&P500 (USA) 1989 bis 2022

 

                   Quelle: Conference Board, Bureau of Labor Statistics, Bloomberg (September 2022)

4. Die Inflation und Inflationserwartungen
Hierüber herrscht bei Ökonomen Einigkeit: die derzeit hohe Inflation ist kein Dauerzustand. Liegt die Preissteigerung in Deutschland angesichts der hohen Energiepreise bei derzeit 10 % (Quelle: statistisches Bundesamt), wird sie für die nächsten Jahre auf nur noch 3-4,5% geschätzt (Quelle: ZEW) . Der erfolgreiche Kampf gegen die Inflation ist zu einer Frage der Glaubwürdigkeit der Zentralbanker geworden.
5. Die Zinsentwicklung
Nach den Zinserhöhungen der internationalen Notenbanken hat sich die sogenannte Zinsstrukturkurve für Europa abgeflacht  bzw. ist für die USA invers, was als Rezessionssignal gedeutet werden kann. Das spiegelt auch das Dilemma der Notenbanken wider: während die stark steigende Inflation deutliche Zinsschritte erfordert, könnten hohe Zinsen die Rezession zeitgleich befeuern. Für Anlegerinnen und Anleger bleibt der Renten-/ Anleihenmarkt jedoch weiterhin unattraktiv.