Steigt die Inflation?
Oder erleben wir einfach nur eine Rückkehr zur Normalität?
Wer die Finanznachrichten der letzten Wochen verfolgt hat, müsste annehmen, dass uns eine massive Inflation bevorsteht. Eine, die die meisten nur aus Geschichtsbüchern kennen. Nachdem infolge der Corona-Pandemie das Preisgefüge in Deutschland und der gesamten Eurozone deutlich sank und die Inflationsrate zeitweise sogar im Minus lag (Deflation), liegt sie aktuell bei 1,3% (Eurozone: 0,9%). Zu den Ursachen für diesen Anstieg zählen unter anderem temporär einmalig wirkende Faktoren, wie die seit Jahresbeginn geltende CO2-Abgabe aus dem Klimapaket und die Rückkehr zur 19%igen Mehrwertsteuer. Auch der Preisanstieg beim Rohöl ist spürbar.
1,3% sind absolut betrachtet jedoch keine Größenordnung, in der sich Anlegerinnen und Anleger Sorgen machen sollten. Zwischen 2013 und 2021 bewegt sich die im Euroraum gemessene Inflation zumeist zwischen Null und 2% (siehe Abbildung).
Es darf jedoch damit gerechnet werden, dass es zu einem Nachholeffekt kommt, wenn wir mit den Impfungen wieder zur Alltagsnormalität zurückkehren. In normalen Zeiten sparen die Menschen rund 10% des verfügbaren Einkommens – im zweiten Lockdown sprang die Sparquote auf mehr als 17%, und fast alles parkt auf zinslosen Konten. Die aufgestaute Konsumnachfrage könnte daher eine preistreibende Wirkung entfachen.
Somit stellt sich die Frage: Ist das nur eine Momentaufnahme oder steuern wir auf eine längere Phase höherer Inflation zu? Und welche Konsequenzen hat das für Ihre Anlageentscheidungen?
Fakt ist, dass die milliardenschweren Corona-Rettungsprogramme der Staaten zu einer hohen Liquidität im Finanzsystem geführt haben. Der Zuwachs der Geldmenge (M3) liegt deutlich über dem EZB-Referenzwert. Um Liquidität aus dem Markt zu nehmen, könnte die EZB ihre Wertpapierkaufprogramme zurückfahren – oder die Leitzinsen anheben.
Doch damit ist nicht zu rechnen. Der Anstieg der Inflation in seiner absoluten Höhe ist zu schwach, als dass sich daraus eine Trendwende mit langfristig steigenden Zinsen ergibt. Die Inflationsrate bewegt sich im Planungsrahmen der EZB, die für ihr oberstes Ziel „Preisstabilität“ einen Wert von durchschnittlich 2% anstrebt. Zudem ist angesichts der hohen Staatsverschuldung vieler Länder nicht mit Zinssteigerungen zu rechnen. Zu groß ist die Gefahr, dass das zu Verwerfungen an den Finanzmärkten führt. Es sollte also mittelfristig niemand auf Zinssteigerungen für die Geldanlage hoffen.
Wie Sie als Anlegerin der Geldentwertung entkommen können
Aus unserer Sicht spricht im derzeitigen Umfeld nichts dagegen, weiterhin Aktien in der eigenen Vermögensstrategie überzugewichten. Die zuletzt besseren Konjunktursignale und eine in Summe positive Bilanzsaison stimmen uns optimistisch. Wir erachten aktiv gemanagte Anlagestrategien, die weltweit in erfolgreiche Unternehmen investieren, deren Umsatz- und Gewinnentwicklung besonders dynamisch ist, als die beste Lösung für Ihr Vermögen. In unseren Strategiedepots sind neben den Technologie- und Gesundheitsunternehmen auch Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum und Europa (Blue Chips) allokiert.