Seit dem 24. September gelten die neuen Handelszölle – oder besser: Strafzölle – zwischen China und den USA. Das sorgt für Verunsicherung. Gleichzeitig liefern der boomende IT-Sektor und das Projekt „Neue Seidenstraße“ positiven Gesprächsstoff. Wo lauern die Gefahren und wo finden Anlegerinnen und Anleger Chancen?
Nach dem Ausverkauf: Chinas Aktien sind wieder attraktiv
Das fand ich charmant: unlängst bezeichnete der chinesische Ministerpräsident Li sein Land als Entwicklungsland. Mit Blick auf das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Chinesen ist die Definition auch richtig. Dennoch erntete Li prompt Widerspruch, was mit Blick auf den boomenden IT-Sektor absolut berechtigt ist. Was ist aber nun richtig?
Chinas Wirtschaftswachstum ist seit Jahren ungebrochen – trotz der neuen Zölle. Uns verbindet mit der größten asiatischen Volkswirtschaft eine langanhaltende Wirtschaftsbeziehung: nach den USA und Frankreich ist China einer der wichtigsten Handelspartner unseres Landes. Allein von Januar bis Mai 2018 legten die deutschen Exporte ins Reich der Mitte um 9 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 37 Milliarden Euro zu.
In den letzten Jahren vollzieht das Reich der Mitte eine spannende Wende: China hat in den letzten Jahren sukzessive sein Wirtschaftsmodell verändert und sich von der globalen Werkbank für Verbraucher in den USA und Europa zu einem technologische Marktführer weiterentwickelt. Dabei wurden die Investitionen in Forschung und Entwicklung für den Technologiesektor massiv ausgebaut, wodurch der technologische Wettbewerb mit den USA verschärft wird. Zudem strebt China eine führende Rolle bei der Entwicklung grüner Technologien wie Solarenergie, Elektromobilität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft an. Beim Projekt „Neue Seidenstraße“, thematisch an Marco Polos Weg nach Europa anknüpfend, plant Peking mehr als 100 Milliarden Dollar für das Projekt bereitzustellen. Chinesische Unternehmen investieren dabei in Glasfaserkabel, Sendemasten und vor allem in E-Commerce. So wurden mit einem Umsatz von mehr als 25 Mrd. Dollar beim letztjährigen „Singles Day“ alle Rekorde gebrochen und sogar die verkaufsstarken „Black Friday“ und „Cyber Monday“ in den USA übertroffen.
Wachstum China ist unaufhaltsam
Doch nun sorgen die Handelszölle zwischen China und den USA und auch der unrechtmäßigen Aneignung von Knowhow, die der US-Präsident anprangert, für Verunsicherung. Zu Recht, denn ein Handelskrieg schadet allen Beteiligten. Dennoch werden die derzeitigen Handelskonflikte den technologischen Fortschritt Asiens und das Wachstum Chinas nicht aufhalten. Marktführer wie Alibaba, Baidu und Tencent geben sichtbar den Takt vor.
Die 50 größten Aktien Chinas (FTSE China 50) verloren seit dem Hoch am 23. Januar diesen Jahres rund 21 Prozent (EUR) – liegen langfristig aber deutlich in der Gewinnzone. Nach diesen satten Kursverlusten befindet sich der chinesische Aktienmarkt nun wieder auf einem attraktiven Niveau, der zum Einstieg lockt. Die negativen Nachrichten sind weitestgehend eingepreist und das Chance-Risiko-Verhältnis wieder positiv. Die Wachstumserwartungen liegen für dieses und das kommende Jahr bei rund 6 Prozent. Dennoch gilt China nach wie vor als Schwellenland und die gute Börsenentwicklung der vergangenen Jahre war eng verknüpft mit der lockeren Geldpolitik der Industrieländer. Seitdem jedoch die US-Notenbank zu einer Normalisierung ihrer Zinspolitik zurückkehrt, floss viel Kapital aus den Emerging Markets in die USA zurück.
In einem gut diversifizierten Portfolio haben chinesische Aktien in jedem Fall ihre Berechtigung. Wir raten zu aktiv gemanagten Investmentfonds, die das Vermögen gezielt auf verschiedene Unternehmen investieren und damit Verlustrisiken verteilen. Sprechen Sie uns gern an.