Plötzlich reich. Wer über ein größeres Vermögen verfügt – aus einer Erbschaft, einer fälligen Lebensversicherung oder aus dem Verkauf einer Immobilie – stellt sich die Frage: wohin mit dem Geld? Die Zeiten werden ja bekanntermaßen nicht einfacher. Wie lässt sich das Geld anlegen, am besten sicher, mit überschaubarem Risiko und der Aussicht auf gute Gewinne? Mit anderen Worten: eine Strategie muss her!
Einen ersten Anhaltspunkt liefert das Magische Dreieck der Geldanlage. Die Form symbolisiert, dass die drei wichtigsten Ziele der Vermögensanlage Sicherheit, Liquidität und Rentabilität zwar verbunden sind, aber miteinander konkurrieren. Oder anders gesagt: Alle drei Anlageziele lassen sich nicht gleichzeitig und im vollem Umfang realisieren – es sei denn, der Faktor Zeit findet angemessen Berücksichtigung. Wer einen Anlagezeitraum von mindestens zehn Jahren plant und mit Blick auf die Nullzinsen eine hohe Rendite erwartet, sollte einen hohen Aktienanteil ins Depot nehmen, vorausgesetzt ihm machen temporäre Kursschwankungen nichts aus. Ein richtig diversifiziertes Aktienportfolio verspricht die höchste Rendite.
Der nächste Schritt gilt der geeigneten Asset Allocation, also der Aufteilung des Vermögens in die einzelnen Anlageklassen und Regionen. Die richtige Depotstruktur zu finden und in Eigenregie umzusetzen, ist fast unmöglich. Wie wollen Privatanleger die Unmengen von täglichen Informationen, die rund um den Globus und in jeder Minute Uhr die Kurse bewegen, verfolgen und analysieren? Wie können wichtige von unwichtigen Nachrichten getrennt werden? Mit welchen Instrumenten wird das Depot überwacht?
In meiner Beratungspraxis erlebe ich mitunter, wie Anleger – hier herrscht Einigkeit zwischen Frauen und Männern – ihren Emotionen ausgeliefert sind und eine objektive Beurteilung außer Kraft gesetzt wird. Die geerbten BAYER-Aktien, die aus dem Nachlass des geliebten Großvaters stammen, das von der letzten Asienreise inspirierte Vietnam-ETF oder ein ganzes Arsenal von Pharmaaktien, weil man als Apothekerin sich mit Medikamenten und Generika gut auskennt. Jeder Anleger hat wohl seine Lieblingsstücke.
Liebe macht blind gilt deshalb auch in der Anlagestrategie, denn wer die fundamentalen Fakten ausblendet, verpasst Chancen oder verkennt die Risiken. Dem Kapitalmarkt ist es völlig egal, wann und von wem Sie Aktien gekauft haben. Wenn sich die Finanzmärkte ändern und Unternehmen ihren Erfolgspfad verlassen, besteht Handlungsbedarf, sonst ist Ihr Vermögen in Gefahr. Ich will gar nicht ausschließen, dass mancher Anleger auf diese Weise auch hin und wieder einen schnellen Börsengewinn kassiert. Doch solche Glücksgriffe bilden die Ausnahme und nicht die Regel und sind auf keinen Fall die Basis einer Nachhaltig Erfolg versprechenden Anlagestrategie.
Die Emotionen sind es, die es für Anleger so schwierig machen, die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen – gerade dann, wenn die Börsenturbulenzen groß sind. Die Lösung ist eine professionell aufgesetzte Vermögensverwaltungsstrategie mit klaren Regeln und systematischen Kontrollmechanismen, die möglichst wenig Interpretationsspielraum bieten und die kritischen Börsenphasen Stand halten. Heben Sie also die Liebe für jemanden anderes auf.
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