Jerome Powell hat Klartext gesprochen und Mario Draghi geht in die gleiche Richtung: Es gibt weiterhin keine Zinsen. Die beiden bedeutendsten Notenbanken in den USA und Europa halten an der lockeren Geldpolitik fest. Wer sein Vermögen vermehren möchte, muss daher andere Wege gehen.

Erwartungsgemäß hat gestern die US-amerikanische Notenbank ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 2% gesenkt. Die FED will damit eine drohende wirtschaftliche Schwäche der USA vermeiden. Zwingend notwendig ist der Schritt nicht, er ist eher als präventive Maßnahmen zu verstehen, denn die amerikanische Wirtschaft läuft insgesamt gut. Besonders die Technologie-Unternehmen entwickelten sich prächtig, wie die aktuellen Quartalsberichte belegen.

In der Eurozone, wo die Inflationsrate zuletzt auf 1,1% abgerutscht ist, gestaltet sich die Situation anders. Angesichts einer drohenden stockenden Wirtschaft denkt hier die Europäische Zentralbank (EZB) über weitergehende geldpolitische Maßnahmen nach und bringt ein altbewährtes Programm wieder ins Gespräch: Anleihekäufe. Damit soll der Geldkreislauf am Laufen gehalten und die Inflationsrate wieder in die Nähe des angestrebten Zieles von 2% getrieben werden. Auch die ohnehin schon niedrigen Leitzinsen von derzeit -0,4% könnten nochmals gesenkt werden. Das erinnert an Japan, wo es seit Jahrzehnten keine Zinsen mehr gibt und die Gefahr der Deflation ein ständiger Begleiter ist. Dann wird es wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Banken und Sparkassen diesen Nachteil an ihre Bankkunden weiterreichen. Und wer sagt eigentlich, dass der Minuszins nicht sogar auf -1% oder -2% fällt?

Umdenken.

Was für den Sparer ein Fluch, ist für den Aktienanleger ein Segen. Während es den vielzitierten Zinseszinseffekt schon seit längerem nicht mehr gibt, konnten neben Immobilien vor allem Aktien von den Null- beziehungsweise negativen Zinsen profitieren. Solange sich die Börsen nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung, sprich ordentlichen Unternehmensergebnissen, abkoppeln, sind Aktien für die Vermögensanlage tatsächlich „alternativlos“.

Anlegerinnen und Anleger müssen sich also nicht auf neue Zeiten einstellen, denn was ich zuvor ausgeführt habe, ist keine neue Erkenntnis. Es besteht allerdings auch keine Hoffnung auf deutlich höhere Zinssätze in den kommenden Jahren. Mein Team und ich werden deshalb nicht müde, immer wieder zu appellieren: Aktien gehören in jede langfristige Investmentstrategie – für die Vermögensanlage und die Altersvorsorge.

Wir bleiben optimistisch für die nächsten Monate, auch wenn die üblichen Störfaktoren, wie die Handelskonflikte und Brexit, bleiben. Die gab es schon in der Vergangenheit und trotzdem konnten innovative und gut geführte Unternehmen ihre Gewinne und ihre Marktposition festigen. Völlig losgelöst von der Weltpolitik.

Derzeit bleibt der Trend zur Digitalisierung der größte Wachstumstreiber an den Finanzmärkten. Meine Prognose: noch bis zum Jahresende sehen wir die 9.000 Punkte bei der NASDAQ 100 (US-Technologiebörse). Das wären 1.000 Zähler mehr als jetzt.