Klassische Lebensversicherungen mussten in den vergangenen Jahren viel Kritik einstecken. Doch seit die Anleiherenditen immer weiter fallen, gewinnt der Klassiker der Altersvorsorge neue Anhänger. Wer will sich schon sichere 3% entgehen lassen?

Wer das Risiko von Aktien scheut und auf Sicherheit großen Wert legt, dem eröffnen sich nicht viele Anlagemöglichkeiten und die Frage „Was tun mit dem Geld?“ beschäftigt Frauen und Männer gleichermaßen. Die private Lebens- bzw. Rentenversicherung musste in diesem Kontext in der Vergangenheit viel Kritik einstecken: Zu teuer, zu unflexibel und kein Ertrag beanstandeten die Renditejäger. Doch seit sogar 20 jährige Bundesanleihen – immerhin ein durchaus angemessener Zeitraum für die Altersvorsorge – im Minus (!) rentieren, erscheint selbst der derzeitige Garantiezins von 0,9% bei Lebensversicherungen (Abschlüsse nach 01.01.2017) attraktiv. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis auch der Garantiezins gesenkt wird. Wie das HANDELSBLATT berichtet, „diskutiert die Deutsche Aktuarvereinigung, ob und in welchem Umfang der Garantiezins noch einmal reduziert werde“. Dabei hat der Klassiker der Altersvorsorge ohnehin weitaus mehr zu bieten: im Schnitt der deutschen Versicherer liegt die laufende Verzinsung, also Garantiezins plus jährliche Überschussbeteiligung, bei knapp 3%.

Die Garantiezins-freien Verträge sind die neuen Klassiker

Bei den neuen Rentenpolicen wird üblicherweise auf eine Garantiezinszusage verzichtet, was dem Versicherer mehr Spielraum bei der Geldanlage ermöglicht. Er kann mehr in Aktien oder Beteiligungen, wie erneuerbare Energie oder Infrastrukturprojekte, investieren, wo die Ertragsaussichten höher sind als am Anleihemarkt. Die Garantie beschränkt sich in aller Regel auf den Beitragserhalt. Rechnet man den Schlussüberschuss und die Beteiligung an den Bewertungsreserven hinzu, kann bspw. der deutsche Marktführer bei diesem Modell eine Gesamtverzinsung von 3,70% vorweisen. Und das ohne Stress für den Anleger und ohne dem Auf-und-Ab der Börse.

Die Zinsdifferenz zwischen guten und schlechten Versicherungen kann jedoch mehr als 1% betragen, weshalb es empfehlenswert ist, verschiedene Angebote miteinander zu vergleichen. Außerdem stellen neben der Gesamtverzinsung auch die Stabilitätskennzahlen der Versicherung ein wichtiges Entscheidungskriterium dar, die ebenfalls von Versicherung zu Versicherung deutliche Unterschiede ausmachen. Für 60% aller Frauen ist Sicherheit das mit Abstand wichtigste Entscheidungskriterium bei der Altersvorsorge (Männer 53%. Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft aus der Gothaer Anlegerstudie 2019).

Mein Team und ich empfehlen die private Rentenversicherung aber noch aus einem anderen Grund: die lebenslange Rentenzahlung. Unabhängig davon, wie alt wir werden und wie viel Geld bereits geflossen ist, wird die Rente bis zum Tod bezahlt. Mehr Sicherheit geht beinahe nicht.