Wer Tiffany sagt, denkt nicht nur an den gleichnamigen Hollywood-Film, sondern vor allem an Luxus. Weltweit buhlen Luxusgüterfirmen mit einer starken Präsenz bei Accessoires wie Handtaschen, Schuhen, Schmuck und Oberbekleidung um die Gunst der Käufer. Vor allem modebewusste Frauen aus Asien treiben Umsatz und Gewinne der Unternehmen. Neben dem stationären Handel in den exklusiven Top-Lagen der Metropolen boomte in den letzten Jahren insbesondere der Online-Handel. Der größte Kundenzuwachs stammt aus der Generationen Y und Z, also die Käufergruppe zwischen 18 und 35 Jahren. Zwischen 2013 und 2017 hat sich der globale Onlineluxusmarkt mehr als verdoppelt und laut einer Prognose der Unternehmensberatung McKinsey werden sich die Umsätze im Onlineluxushandel bis 2025 mehr als verdreifachen.
Wer Aktien der Luxusunternehmen LVMH, Hermes oder Kering im Depot hat, konnte sich in den letzten Jahren einer außerordentlich guten Wertentwicklung erfreuen. Im Schnitt lag 2019 die Performance bei 31 Prozent. Luxusgüteraktien bilden deshalb in der Finanzwelt eine eigene Anlagekategorie, zahlreiche Investmentfonds und ETFs haben das Thema aufgegriffen.
Doch der Glanz des Anlagesegments trügt. Denn wer als Anlegerin und Anleger nachhaltig denkt und entsprechend sein Vermögen nachhaltig-ökologisch anlegen möchte, äußert zunehmend Bedenken zu den zyklischen Konsumgütern. Vor allem Modeunternehmen entwickeln sich immer mehr zu einem Tabu. Laut Greenpeace wurden 2014 mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert – 40 Prozent hiervon finden erst gar keinen Abnehmer und landen gleich in der Tonne. Wer braucht das? Trotz des „Grünen Knopfes“, ein neues Ökosiegel für nachhaltig produzierte Kleidung, dürfte die Klima- und Ökobilanz der Modeindustrie bei genauerer Betrachtung eher negativ ausfallen. Schlechte Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern, hoher Wasserverbrauch bei der Herstellung, Behandlung mit Pestiziden und anderen Umweltgiften, die unsinnige Retourenpolitik der meisten Online-Händler und schließlich eine sehr geringe Recyclingquote. Modebewusstsein hat seinen Preis, den zunehmend – so unser Eindruck – immer weniger Menschen zahlen möchten. Mittelfristig könnte das auch Auswirkungen auf die Entwicklung der Aktien haben. Ob und wann der Höhenflug der Konsumgüteraktien beendet ist, wissen wir nicht. Doch wer als Anleger ESG und Nachhaltigkeit ernst nimmt, sollte Aktien von Unternehmen wie Hennes & Mauritz oder Inditex, zu denen die Modeketten Zara und Bershka, zählen, kritisch hinterfragen oder gleich meiden. Es gibt immer Alternativen. Übrigens: das echte Frühstück bei Tiffany ist vermutlich nur noch bis zum Sommer dieses Jahres möglich. Das Übernahmeangebot vom französischen Konsumgüterkonzern LVHM läuft schon.
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