Ist das jetzt gut oder schlecht? Was bedeutet das für die Vermögensanlage?

Es gehört zu den vielen Ritualen, denen wir im Laufe der letzten Anlagejahre – und ganz besonders in den Phasen großer Krisen und Unsicherheiten – immer wieder begegnen: Anleger fürchten sich vor der großen Inflation. Die Angst vor massiver Geldentwertung und drohender Hyperinflation scheint in allen Generationen fest verankert, obwohl die allerwenigsten eine echte Inflation miterlebt haben.

Von einer Inflation sprechen wir, wenn sich Verbraucherpreise, Güter und Dienstleistungen permanent verteuern und sich der Wert des Geldes verringert. Der Grund für die – bis dato völlig unbegründete – Angst der Anleger vor hohen Inflationsraten, ist die Erhöhung der Geldmenge. Dafür sorgten sowohl in der Finanzkrise 2008 als auch jetzt im aktuellen Umfeld der Corona-Krise die Notenbanken, die mit ihren Unterstützungspaketen, wie dem Anleihekaufprogramm, für eine massive Liquiditätszufuhr sorgten. Sind also die Sorgen berechtigt und es droht eine Inflation? Wir meinen nein!

Die Inflationserwartungen sind global kontinuierlich in den letzten 30 Jahren gesunken. Und mit ihnen die Zinsen. Rund um den Globus ist die aktuelle Wirtschaftsleistung eingebrochen und kein Experte rechnet noch damit, dass die Weltwirtschaft 2020 stabil bleibt, geschweige denn steigt. Erst für 2021 ist Zuversicht angebracht. Die Steuererleichterungen und die Liquidität, die derzeit im Umlauf sind, dienen der Abwehr einer außergewöhnlichen wirtschaftlichen Notsituation. Es versetzt Unternehmen in die Lage, ihren Geschäftsbetrieb so gut es geht aufrechtzuerhalten und Insolvenzen zu verhindern. Weder fließt das Geld im großen Stile in den Konsum, noch beobachten wir eine Lohn-Preis-Spirale, wie wir sie in den 1970er Jahren in Deutschland hatten.

Keine Inflation = keine Zinsen

Laut dem Statistischen Bundesamt liegt die Teuerungsrate in Deutschland im April unter einem Prozent und damit deutlich unter dem erklärten EZB-Ziel von 2% und dem historischen Durchschnitt von ca. 1,6%. Während die Energiekosten durch den Rückgang des Ölpreises um 5,8% sanken, verteuerten sich Nahrungsmittel überdurchschnittlich um +4,8%.

Wo keine Inflation ist, wird es auch keine Zinsen geben. Für Kreditnehmer und Investoren sind das gute Nachrichten – für Sparbuchsparer nicht.

Interessanter ist ein anderer Punkt, der bei der ganzen Inflationsdiskussion wenig Beachtung findet. Seit Jahren schon befinden wir uns in einer Asset-Price-Inflation. Das bedeutet, dass Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien kontinuierlich im Preis angestiegen sind. Das macht sie anfällig für Spekulationsblasen. Aber nur dann, wenn ein Überangebot entsteht, wie beispielsweise auf dem Büroimmobilienmarkt zu befürchten ist. Wer mit home office erfolgreich ist, braucht kein Büro in Innenstadtlage.

Umso zuversichtlicher sind wir deshalb für Aktien – aber nur solcher Branchen und Unternehmen, die gute Zukunftschancen haben. Dazu zählen Technologie- und Digitalunternehmen, die schon länger zu den Mega-Trends zählen, und weiter dynamisch wachsen sollten. Anleger finden hier die besten Anlagechancen, denn auf ein inflationsbedingt höheres Zinsniveaus sollte niemand in den kommenden Jahren hoffen. Daran wird auch die Corona-Krise nichts ändern.